Trainerschule Lektion 6
Teams richtig bauen – Das Kollektiv über den Einzelkämpfer!
Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 galt die brasilianische Nationalmannschaft als die Mannschaft mit den stärksten Einzelspielern. Im Viertelfinale gegen Frankreich hatten sie jedoch nur wenige Chancen. Das Kollektiv triumphierte über die überragenden Einzelspieler. Fußball ist eben genau wie Pokémon ein Mannschaftsspiel.
Entscheidend für den Erfolg in Mannschaftsspielen ist nicht die individuelle Stärke der einzelnen Spieler, sondern die gemeinsame Stärke aller Spieler als Kollektiv. Daher solltest du nicht einfach nur die stärksten Pokémon in deinem Team aufnehmen, sondern Pokémon, die gut zueinander passen. So sind zum Beispiel Mega-Brutalanda, Knakrack, Dragoran und Demeteros für sich genommen alle sehr starke Pokémon. Als Team wären sie aber nicht sehr erfolgreich, weil sie alle sehr anfällig gegenüber Eisattacken sind. In dieser Lektion erfährst du, wie man ein Team mit aufeinander abgestimmten Pokémon baut.
Das Pokémon im Mittelpunkt
Eine von zahlreichen Möglichkeiten für die Erstellung eines Teams, ist der schrittweise Aufbau rund um ein Pokémon. Du wählst als Ausgangspunkt ein beliebiges Pokémon als erstes Teammitglied aus. Wähle auch seine Daten, d.h. seine EV-Verteilung, sein Wesen, seine Fähigkeit, sein Item und seine Attacken. Diese Daten kannst du noch im Laufe des Teambauprozesses anpassen. Am Anfang dienen sie als Orientierungshilfe. Solltest du dir nicht sicher sein, welche Daten für dein gewähltes Pokémon sinnvoll sind, kannst du auf Empfehlungen im BisaBoard zurückgreifen (1, 2, 3).
Gilt nur für den Einzelkampf: Entry Hazards
Dein gewähltes Pokémon ist entweder eher defensiv oder eher offensiv. Wie du noch in Lektion 7 erfahren wirst, werden defensive Pokémon in der Regel oft eingewechselt. Bei einem defensiven Pokémon ist es daher besonders wichtig, gegen sogenannte "Entry Hazards" (Tarnsteine, Stachler, Giftspitzen) gewappnet zu sein. Nimm dafür ein Pokémon im Team auf, das die Entry Hazards entfernen kann, also ein Pokémon mit Auflockern oder mit Turbodreher. Offensive Pokémon sind hingegen fragil und können nicht oft eingewechselt werden. Hier gilt es daher zu verhindern, dass dein Gegner dich zum Auswechseln deines offensiven Pokémon zwingt, indem er ständig einen "Counter" gegen dein offensives Pokémon einwechselt, d.h. ein Pokémon, gegen dem dein offensives Pokémon nichts oder nur wenig ausrichten kann. Du kannst als Gegenmaßnahme selbst Entry Hazards nutzen. Nimm daher ein Pokémon mit Tarnseine im Team auf. Stachler und Giftspitzen sind hingegen nicht zwingend notwendig.
Erstelle nun eine Liste der defensiven Schwächen deines Pokémon und decke diese Schwächen mit anderen Pokémon ab. Dabei können neue Schwächen in deinem Team entstehen, nämlich die Schwächen der neu hinzugekommenen Pokémon. Decke auch deren Schwächen mit anderen Pokémon ab. Du tust dir als Anfänger leichter, wenn du dich jedes Mal für ein Pokémon entscheidest, das möglichst viele Schwächen abdeckt. Zum Beispiel ist Brutalanda schwach gegen Drachen-, Eis-, Fee- und Gesteinattacken. Die Drachenschwäche kannst du mit einem Fee- oder einem Stahl-Pokémon abdecken. Ein Stahl-Pokémon würde auch alle anderen Schwächen abdecken und ist daher zu bevorzugen. Ein weiterer Grund für ein Stahl-Pokémon ist, dass Brutalanda selbst alle Schwächen eines Stahl-Pokémon abdeckt: Feuer-, Boden- und Kampfattacken sind alle wenig effektiv auf Brutalanda. Im Idealfall sollen deine Pokémon nicht nur gegenseitig ihre Schwächen abdecken. Du solltest auch gegen jeden Typ ein Pokémon mit einer Resistenz oder einer Immunität im Team haben.
Achte bei der Wahl der Pokémon und vor allem bei der Wahl ihrer Attacken darauf, dass du auch die offensiven Schwächen deiner Pokémon abdeckst. Ein Pokémon ist gegen ein anderes Pokémon offensivschwach, wenn es dieses Pokémon nicht mit zwei oder drei Angriffen besiegen kann, wobei diese Grenze eher als Faustregel zu verstehen ist.
Diese offensiven Schwächen deckst du am einfachsten mit einer möglichst guten "Typ-Coverage" ab, d.h. indem du möglichst viele Pokémon sehr effektiv triffst und möglichst wenige wenig effektiv. Bei sehr starken Attacken, wie z.B. Mega-Kangamas Rückkehr oder Mega-Gluraks Feuerattacken, kannst du eine neutrale Effektivität als sehr effektiv werten.
Tipp
Auf pokemondb.net findest du ein Tool, das dich bei der offensiven Typabdeckung unterstützt. Wähle dort einfach die Typen der vier Attacken eines deiner Pokémon und klicke auf "Calculate". Unten erscheint dann eine Liste, die dir die Typ-Coverage dieses Pokémon zeigt.
Ein ähnliche Hilfe zur defensiven Typabdeckung findest du auf www.eggyemporium.com.
Ein besonders hilfreiches Werkzeug stellt beim Teambau außerdem die erweiterte Suche des Bisafans-Pokédexes dar, mit der du nach Pokemon suchen kannst, die bestimmte Attacken beherrschen oder benötigte Resistenzen aufweisen.
Tipp
Eine bessere, dafür aber auch eine etwas anspruchsvollere Möglichkeit, als eine Typenliste zur Abdeckung der Schwächen, bieten sogenannte "Threat Lists" (Gefahrenlisten), in denen die am häufigsten vorkommenden Pokémon gelistet sind. Solche Listen gibt es leider nicht in jedem Tier. Für die meisten Wi-Fi-Modes findest du eine solche (leider unvollständige) Auflistung hier.
Tipp
Als Anfänger tust du dir leichter, wenn du nur Pokémon in deinem Team aufnimmst, die sich im höchsten oder zweithöchsten erlaubten Tier befinden. Bei einem Team beispielsweise für den Modus ORAS OU, bedeutet das, dass du bei der Wahl der Pokémon nur OU- und UU-Pokémon berücksichtigen solltest.
Die unterschiedlichen Strategien
Der Ausgangspunkt für die Erstellung eines Teams kann natürlich auch eine Strategie sein. Hier liegt nicht mehr das Abdecken der Schwächen der einzelnen Pokémon im Fokus. Vielmehr überlegt man sich, welche Pokémon am besten passen und wie man die Strategie möglichst gut in die Praxis umsetzt, d.h. Schwachstellen der Strategie werden identifiziert und eliminiert.
Beispiel
Eine bekannte Strategie im Doppelkampf hört auf den Namen "Perish Trap". Bei dieser Strategie wird versucht, den Gegner mit Abgesang zu besiegen. Damit der Gegner seine Pokémon nicht auswechseln kann, werden "Trapper" gespielt, das sind Pokémon, die mit ihrer Fähigkeit das Auswechseln verhindern, zum Beispiel Mega-Gengar. Eine Schwachstelle dieser Strategie sind die Trapper selbst. Werden sie nämlich besiegt, kann der Gegner seine Pokémon auswechseln. Um diese Schwachstelle zu eliminieren, muss man sich überlegen, wie man seine Trapper lange genug sicher am Leben hält.
Diese Art von Teambau ist deutlich schwerer und richtet sich daher an Fortgeschrittene.
Was du zum Thema Teambau noch wissen solltest
Es gibt kein perfektes Team. Jedes Team wird irgendwo Schwächen aufweisen. Die Kunst beim Teambau besteht darin, ein Team zu bauen, das gegen sehr viele Teams im Vorteil ist und gegen nahezu alle Teams zumindest gewinnen kann. Konzentriere dich beim Teambau vor allem auf Teams bzw. Teamarten, die aktuell oft gespielt werden, also auf das "Metagame".
Praxis und Theorie sind sehr unterschiedlich. Es kann dir, gerade als Anfänger, leicht passieren, dass du trotz ein in der Theorie sehr gutes Team, bei Turnieren schlecht abschneidest. Oft liegt dieser vermeintliche Widerspruch nur an der mangelnden Erfahrung mit dem Team. Je mehr du mit einem Team spielst, desto besser wirst du mit diesem Team spielen können. Wechsle deine Teams daher nicht allzu oft aus.
Und was nun?
Du hast in dieser Lektion jetzt viel gelesen, kannst mit dem Gelesenen aber vermutlich nicht viel anfangen. Deshalb folgen jetzt zwei Beispiele, die dir zeigen sollen, wie du den Inhalt dieser Lektion in die Praxis umsetzt. Das erste Team ist ein "XY OU"-Team und das zweite ein "VGC15"-Team.
Beispiel
Wir wollen jetzt ein XY OU Team um Mega-Pinsir bauen und anhand dieses Beispiels die wichtigsten Fragen, die sich beim Teambau stellen, klären.
- Zunächst schauen wir uns Mega-Pinsirs defensive Schwächen an: Mega-Pinsir ist schwach gegen Feuer-, Elektro-, Gestein-, Eis- und Flugattacken. Nun müssen wir nach Pokémon suchen, die diese Schwächen abdecken.
- Als erstes Pokémon bietet sich Stalobor an: Es ist immun gegen Elektroattacken, besitzt eine Resistenz gegen Flug- und Gesteinattacken und kann mit Turbodreher, die für Mega-Pinsir sehr gefährlichen Tarnsteine entfernen.
- Beide Pokémon sind gegen Panzaeron offensivschwach. Auch eines der häufigsten Pokémon, Demeteros in seiner Tiergeitsform (Stichwort "Threat List") steht gegen beide gut da. Wir brauchen daher ein Pokémon, das diese Schwächen abdeckt. Dafür eignet sich Morbitesse, welches ausgestattet mit Wahlschal, Donnerblitz, Psychokinese und Kraftreserve [Eis] Panzaeron und Demeteros-T jeweils gewaltigen Schaden zufügen kann, ohne, dass diese, wegen der Fähigkeit Wegsperre, die Möglichkeit hätten, auszuwechseln.
- Listen wir nochmal unsere nicht abgedeckten defensiven Schwächen auf: Geist, Feuer, Wasser, Eis, Unlicht. Gegen Feuerattacken sind sogar zwei Teammitglider schwach. Wir brauchen daher dringend ein Pokémon, das gegen Feuerattacken resistent ist. Offensichtlich eignen sich Wasser-Pokémon hier am besten, weil sie nicht nur die Feuerschwäche, sondern auch Wasser und Eis abdecken. Ein Wasser/Kampf-Pokémon würde auch noch die Unlichtschwäche abdecken, daher entscheiden wir uns für Keldeo.
- Übrig bleibt noch die Schwäche gegen Geist. Wir decken diese Schwäche mit Trikephalo ab. Nun haben wir nicht nur gegen jede Schwäche im Team mindestens eine Resistenz, wir haben gegen jeden Typ entweder eine Immunität oder eine Resistenz im Team.
- Gegen Flug, Eis und Fee haben wir allerdings mehr Schwächen als Resistenzen. Als letztes Pokémon ist daher ein Stahl-Pokémon sehr gut geeignet. Wir wählen Heatran und erhalten damit ein Team mit einer fast perfekten defensiven Typabdeckung!
Gehen wir nun auf den Doppelkampf ein und bauen ein Team für den Modus VGC15. Als Mittelpunkt für unser Team wählen wir das neue Mega-Pokémon aus Omega Rubin und Alpha Saphir Mega-Brutalanda
- Zunächst müssen wir uns für ein Moveset bei Mega-Brutalanda aussuchen, da dieses sowohl physisch als auch speziell gespielt werden kann. Wir entscheiden uns hier für das physische Drachentanz-Set.
- Mega-Brutalandas größte Schwäche ist seine Eis-Schwäche und somit seine Anfälligkeit gegenüber Pokémon wie Mamutel oder Mega-Rexblisar. Als ersten Partner für Mega-Brutalanda wählen wir daher Rotom-Hitze. Rotom-H kommt mit vielen Pokémon klar, die gut gegen Mega-Brutalanda stehen, beispielsweise Mamutel. Außerdem kann Mega-Brutalanda neben Rotom-H Erdbeben einsetzen, da Rotom die Fähigkeit Schwebe hat.
- Die beiden stehen extrem schlecht gegen Gestein-Attacken, ein Despotar oder Aerodactyl könnte dieser Kombination also schnell den Garaus machen. Deshalb fügen wir als nächstes Terrakium hinzu. Dieses kann vor allem Despotar leicht aus dem Spiel nehmen und tifft auch Aerodactyl sehr effektiv.
- Wie wir jetzt sehen, haben wir zwei Pokémon, die sehr schlecht gegen Bedroher sind, da sie beide von den Angriffs-Senkungen gestört werden, weshalb wir einen entsprechenden Check brauchen. Hier bietet sich nicht nur deshalb Milotic besonders gut an, denn es passt auch synergisch sehr gut im bisherigen Team. Dank seiner Fähigkeit Unbeugsamkeit erhält es einen Spezial-Angriffs-Boost von 2 Stufen, wenn ein Statuswert von Milotic gesenkt wird (was bei Bedroher der Fall ist), weshalb sich der Gegner zwei mal überlegen wird, ob er derartige Pokémon wirklich in den Kampf mitnehmen wird.
- Als nächstes kann das Team das obligatorische Stahl-Pokémon gebrauchen, was in quasi jedem Doppelkampf-Team von Nöten ist, da es einen Haufen an Resistenzen mit sich bringt und als Glue (Kleber) für die meisten Teams fungiert. Hierfür wählen wir Clavion, da dieses Mega-Brutalanda mit Reflekor und Lichtschild gut unterstützen kann und außerdem schnellere Gegner wie beispielsweise Mega-Schlapor mit Eishieb, welches sehr gefährlich für Mega-Brutalanda ist, paralysieren kann.
- Feuer-, Pflanzen-, und Wasser-Pokémon bilden zusammen eine sehr gute Typabdeckung. Da wir bereits ein Wasser- und ein Feuer-Pokémon haben, vervollständigen wir unser Team mit einem Pflanzen-Pokémon. Hierfür wählen wir Hutsassa, welches nicht nur den Core komplettiert, sondern eine ganz nützliche Attacke für Mega-Brutalanda besitzt: Wutpulver. Damit kann es Attacken von Mega-Brutalanda abhalten während es sich boostet. Mit Pilzspore kann es außerdem gefährliche Gegner für einige Runden außer Gefecht setzen.
Das siebte und zugleich auch wichtigste Mitglied in einem Pokémon-Team ist der Trainier. Nur seine gut durchdachten Befehle können ein Team zur Spitze führen! Mehr dazu erfährst du in der nächsten Lektion!
Aufgaben
Aufgabe 1
Baue ein "XY OU"-Team rund um Mega-Glurak Y!
Im Folgenden siehst du 5 Tabs. Jedes dieser Tabs enthält genau ein Teammitglied und drei bis zwei weitere Pokémon. Deine Aufgabe besteht nun darin, in jedem Tab das richtige Teammitglied zu finden.
Finde das richtige Teammitglied!
Finde das richtige Teammitglied!
Finde das richtige Teammitglied!
Finde das richtige Teammitglied!
Finde das richtige Teammitglied!
Aufgabe 2
Bei dieser Aufgabe sollst du bei jedem der drei Teams entscheiden, ob es offensiv ((Heavy) Offense), balanciert (Balance) oder defensiv (Stall) ist. Alle drei Teams beziehen sich auf den "XY OU"-Modus.
Aufgabe 3
Ergänze in dieser Aufgabe die jeweiligen Teams um ein letztes Pokémon, das die Schwächen deren Mittelpunkt komplett ausgleicht, auch sie werden alle im XY OU Tier gespielt.
Heavy Offense, gebaut um Mega-Glurak X
Balance, gebaut um Mega-Voltenso und Demeteros
Die Lösungen der Aufgaben findest du im BisaBoard!