Artikel #15: Pokémon-Center Paris
Nur wenige Jahre, nachdem das Pokémon-Franchise zu einem wahren Phänomen in Japan wurde, öffnete das allererste Pokémon-Center-Geschäft seine Pforten in der Hauptstadt Tokio. Seit jeher wuchs die Anzahl der Center auf zehn Stück an, wenn man temporäre Läden und kleinere Shops außer Acht lässt. Als Leser fragt man sich sicherlich, worin die Besonderheit dieser Pokémon-Center wohl liegen mag. Ähnlich wie in den Spielen sind dies Orte, an denen Trainer zusammenkommen, aber nicht um ihre Pokémon zu heilen, sondern um grandiose Fanartikel zu ihren liebsten Taschenmonstern zu erwerben. Seien es Plüschtiere, Figuren, Sammelkarten, Mangas oder anderes Merchandise, die das Herz eines Pokémon-Fans höherschlagen lassen.
Auch wenn seitens der Fans der Wunsch nach einem Pokémon-Center in Europa schon lange bestand, dauerte es noch viele weitere Jahre, bis dieser Traum endlich in Erfüllung ging. Erst mit der 6. Generation, genauer gesagt dank Pokémon X und Pokémon Y, sollte sich das Blatt überraschend wenden. In jenen Spielen ist bekanntlich die Kalos-Region der Schauplatz der Handlung und diese wiederum basiert auf Frankreich als reales Vorbild. Das diente zum Anlass, dass die Pokémon Company am 30. April 2014 die Eröffnung eines temporären Pokémon-Centers in Paris ankündigte.
Vom 04. bis zum 21. Juni 2014 bestand somit die Möglichkeit, das Geschäft täglich zwischen 10:30-19:30 Uhr zu besuchen. Natürlich durfte bei einem solchen Ereignis die Verteilung eines exklusiven Event-Pokémon nicht fehlen. Mitte Mai bestätigte man im Vorab, dass sich Besucher das damals noch unveröffentlichte Vivillon mit PokéBall-Muster für ihre Ausgaben von Pokémon X und Pokémon Y schnappen können. Wem das noch nicht genug Grund war, um eine Reise nach Paris anzutreten, den überzeugte vielleicht Junichi Masudas Präsenz am Tag der Eröffnung des Geschäfts. Einige Besucher konnten den Game Producer persönlich vor Ort antreffen und sogar Autogramme auf ihren Spieleausgaben erhalten.
Der Andrang der Besucher erwies sich weitaus größer, als ihn die Pokémon Company vor der Eröffnung eingeschätzt hatte, sodass sich Warteschlangen über mehrere Stunden hinweg vor dem Geschäft bildeten. Das war jedoch täglich bereits in den frühen Morgenstunden der Fall, bevor die Ladentüren überhaupt geöffnet wurden. Binnen einer Woche drohte sogar der Ausverkauf des Geschäfts, denn die Nachfrage nach den aus Japan stammenden Fanartikeln war ähnlich hoch. In einer Pressemitteilung entschuldigte sich die Pokémon Company bei den Fans, denn man hielt eine Weiterführung des Pokémon-Centers bis zum geplanten Schließungszeitpunkt am 21. Juni 2014 für sehr fragwürdig. Zwischenzeitlich durften Besucher lediglich eine Plüschfigur und eine begrenzte Anzahl von Produkten erwerben, bis der Nachschub glücklicherweise noch rechtzeitig eintraf.
Besonders zu Beginn war Besuchern ein breites Plüschfiguren-Sortiment geboten, das sich aus Pokémon wie Igamaro, Fynx, Froxy, Dartiri, Dedenne, Pikachu, Iscalar, Eguana, Feelinara, Igastarnish, Amphizel, Rutena, Xerneas und Yveltal zusammensetzte. Natürlich gab es auch Figuren, Sammelkarten, T-Shirts, Tassen, Poster, Postkarten und Mangas zu erwerben. Wer sich nach den Einkäufen ein wenig ausruhen wollte, der konnte im hinteren Bereich des Geschäfts eine riesige Leinwand mit den Artworks aller damals existierenden Pokémon bewundern. Auch bezaubernde Artworks verschiedener Orte und Städte aus den Pokémon-Regionen waren an den Wänden aufgehängt.
Auf einem TV lief ein kurzer Clip, in dem Chef-Designer Ken Sugimori von Game Freak erklärte, wie man am besten ein Pikachu zeichnet. Somit konnten Fans ihren eigenen Entwurf kreieren und diesen an einer Säule aufhängen, die von Fanarts vorheriger Besucher bereits reichlich geschmückt wurde.
Das größte Highlight befand sich im Untergeschoss, denn dort wurde die Geschichte zum Pokémon-Franchise anhand verschiedener Illustrationen und Pokémon-Artworks der einzelnen Generationen geschildert.
Am Ende des Zeitstrahls hatte Junichi Masuda, Game Producer bzw. Director zahlreicher Pokémon-Hauptspiele, eine persönliche Widmung für die Fans hinterlassen. Mit den Worten "☆ C'est la fête! Pokémon Center Paris ☆ Je te remercie, France! Bonne Journée!" – auf Deutsch "Hier ist was los! Pokémon Center Paris! Vielen Dank, Frankreich! Schönen Tag!" bedankte er sich bei den Besuchern.
Für die Ausstellung hatten die Designer von Game Freak auch jeweils ein Bild ihres liebsten Taschenmonsters gezeichnet, das im Anschluss an einer letzten Bilderwand zu bestaunen war.
Trotz des enormen Erfolges des Pokémon-Centers Paris warten Pokémon-Spieler heute noch vergebens auf die Eröffnung eines permanenten Pokémon-Centers in Europa. Vielleicht wird es in einigen Jahren ein weiteres, zumindest temporäres Geschäft geben, aber das steht noch in den Sternen.