Pokémon-Zeichenkurs: Ho-Oh
Kunst ist das Gewissen des Künstlers, seine Liebe, sein Glaube, seine innerste Revolution, eine in Form gebrachte Forderung nach Unmöglichem.
Mithilfe dieses Zeichenkurses möchte ich euch heute versuchen zu zeigen, wie ihr ein ho-oh malen könnt. Ich werde dazu in mehreren Schritten vorgehen, ich rate euch sie nacheinander abzuarbeiten, nichts zu überspringen und euch alles sorgfältig durchzulesen. Ich werde immer wieder kleine Lektionen einschieben, die euer Hintergrundwissen erweitern sollen. Wenn ihr jedoch bereits über dieses Wissen verfügt, könnt ihr sie auch bedenkenlos überlesen.
Schritt 1
Schritt 1: Das Material für den Anfang
Als erstes solltet ihr euch euren Arbeitsplatz einrichten. Schafft euch genug Platz, am besten auf einem Tisch (eurem Schreibtisch?) und legt am besten eine etwas weichere Unterlage unter, da man auf bloßem Holz oder auf etwas zu weichem nicht sonderlich gut zeichnen kann. Dann braucht ihr natürlich Papier. ;) Ihr könnt ganz normales Papier von eurem Drucker klauen (so wie ich es ab und zu gern mal mache :P) oder aber ihr nehmt etwas dickeres Papier von einem Block. Dickeres Papier hat natürlich den Vorteil, dass ihr auf ihm stärker aufdrücken könnt, ohne das es sofort zu stark durchdrückt, wellt oder gar kaputt geht. Für die Vorskizze braucht ihr einen Bleistift.
Für den Kurs sollte ein einfacher HB Bleistift ausreichen. Wenn ihr aber wisst, dass ihr dazu neigt stark aufzudrücken, nehmt lieber einen H Bleistift. Ach ja, ein Radiergummi ist auch nie verkehrt (sogar notwendig). Nehmt eins, was nicht schmiert! Wenn ihr euch nicht sicher seid, ob das Radiergummi was taugt, dann probiert es vorher lieber aus. Man kann sich seine Bilder wirklich durch so einen Mist versauen. ;) Und das wollen wir doch nicht. :D
Hintergrundwissen: Bleistiftstärken
Ein Bleistift hat verschiedene Stärken. Das bedeutet, das er entweder eine sehr harte oder aber eine sehr weiche Mine besitzt. Eine weiche Mine erzeugt einen dickeren Strich, man kann deutlich dunkler mit ihr malen, allerdings nutzt sich der Bleistift auch wesentlich schneller ab. Die weichen Bleistifte werden ab dem Härtegrad B angegeben, so gibt es dann B1, B2, B3, ..., B8, usw. Diese Bleistifte setzt man gewöhnlich für Schattierungen in Bleistiftskizzen ein. Achtung! Ein weicher Bleistift lässt sich schwerer wegradieren! Ein Bleistift mit einer harten Mine wird vorwiegend für grafische und architektonische Arbeiten eingesetzt. Der ein oder andere kennt sicher den H Bleistift, den man sich für Geometrie im Matheunterricht kaufen musste. ;) Bleistifte ab der Stärke H erzeugen einen dünneren, hellen Strich. Der Bleistift, der wohl am häufigsten vorkommt, ist der HB. Ein Mittelding aus Hart und Weich. ;) Schaut mal am Ende eures Bleistifts nach, ob da eine Härte steht. Wenn keine steht, handelt es sich in so gut wie allen Fällen um einen HB.
Schritt 2
Schritt 2: Die Vorlage und das Finden der Formen
In diesem Kurs möchte ich euch unbedingt eine Vorlage stellen. Denn wie meine Kunstlehrerin so schön sagt: “Wir versuchen alle, die Wirklichkeit so perfekt wie möglich zu faken. Aber das geht nicht ohne ein Vorbild. Also sucht euch verdammt noch mal Vorlagen!” Die Vorlage, die ich mir zu diesen Zwecken rausgesucht habe, ist das ho-oh von einer Pokémon-TCG-Sammelkarte. Mich hat das Motiv a ngesprochen und ich finde das Artwork einfach wunderschön. Sollte euch die Vorlage zu klein sein, googelt doch mal nach “ho-oh Legend”. Da findet ihr sicher etwas.
Schritt 3
Schritt 4
Schritt 5
Damit haben wir die groben Formen, die uns jetzt helfen, die Proportionen zu finden. Ab jetzt heißt es GENAU hingucken. Wir werden nun Schicht für Schicht unser ho-oh aufbauen.
Um die richtigen Proportionen zu finden, orientiere dich an der Vorlage, wo ich die groben Formen eingezeichnet habe. Mithilfe der Formen auf deinem eigenen Blatt kannst du wie bei einem Raster vorgehen.
Schritt 6
Hintergrundwissen: Raster
Ein Raster besteht aus senkrechten und waagerechten Strichen, die in gleichmäßigen Abständen übereinander gelegt werden und dadurch eine Art Netz bilden. Ein Raster. Das wird von Künstlern benutzt, wenn sie möglichst genau die Proportionen von einem Foto abzeichnen wollen, um beispielsweise ein Porträt eines Menschen zu zeichnen um hinterher den Menschen auch als solchen erkennen zu lassen. ;D Man legt das Raster über seine Vorlage und auch über sein leeres Blatt und fängt dann an, die Umrisse auf das Blatt zu übertragen. Der Vorteil ist, dass man durch die kleinen Kästchen, die beim Raste entstehen, Kästchen für Kästchen vorgehen kann, und dabei die Striche anhand von Augenmaß, das bei einem kleinen Kästchen natürlich viel einfacher ist als bei einem großen Blatt, genau setzen kann. Manchmal, wenn einem das mit dem Raster zu aufwendig ist, hilft es auch, einfach die groben Formen in Gestalt von Linien und Ovalen auf die Vorlage zu setzen und anschließend aufs Blatt zu übertragen. Auch hier kann man nun gezielter vorgehen, die Proportionen exakt zu zeichnen, indem man immer wieder die Abstände der eigentlichen Linien zu den Linien der groben Formen betrachtet.
Schritt 7
Schritt 3 Die Details
Nun kommen wir zu dem ersten Detail: Den Füßen. Benutzt dafür am besten eine gegooglte Vorlage, denn die, die ihr hier findet, wird dafür zu klein sein. Geht sorgfältig und langsam vor. (Ihr könnt natürlich auch meine Skizze als Vorlage benutzen.)
Nun geht es mit dem Kopf weiter. Mein Tipp ist auch hier: Wenn ihr die Vorlage nehmt, dann schaut wirklich GENAU hin. Versucht die einzelnen Formen aufzuspalten und nur die wichtigsten Linie herauszufiltern. Sollte euch das zu anstrengend sein, könnt ihr auch hier meine Skizze benutzen. Seid besonders pingelig beim Auge. Ein Auge hat unheimlich viel Ausdruck. Wenn das nicht richtig sitzt und stimmt, dann stimmt das ganze Bild am Ende nicht. Also spitzt euren Bleistift an, drückt nicht zu stark auf um notfalls gefahrlos radieren zu können und macht langsam. ;) Und schon sind wir beim letzten Schritt unserer Vorskizze angelangt. Jetzt fehlen noch die groben Umrisse der Flügel, des Schweifes und des Körpers. Wie euch sicher aufgefallen ist, ist dies auf der Vorlage ein wenig wie Feuer. Diesen Effekt erzielt ihr, indem ihr eure Linien wellig und locker aus dem Handgelenk malt. Malt auch ruhig mehrere wellige Linien übereinander und seid, wie schon gesagt, dabei unbedingt locker.
Schlussendlich müsste die Skizze euers ho-oh’s dann so aussehen:
Schritt 8
Schritt 4: Das weiterführende Material
Jetzt geht es ans Eingemachte. Holt alle eure Bundstifte raus, die ihr finden könnt. Wenn ihr euch die Vorlage anschaut, welche Farben fallen euch da sofort ins Auge? Da hätten wir vor allem erstmal Rot. Dann Gelb und Orange, ein Wenig Grün und für die Füße brauchen wir einen Okerton. Vielleicht habt ihr es nicht sofort gesehen, aber wir benötigen auch Blau. Es macht gar nichts, wenn ihr nicht jeden Farbton habt, den ihr auf der Vorlage seht. Denn wir werden natürlich auch mischen.
Schritt 9
Hintergrundwissen Farbkreis
Der Farbkreis ist etwas, das jeder, der je mal Bundstifte in der Hand hatte, kennen sollte. Der Kreis besteht aus 12 Farben und ist unterteilt in drei Stufen. Die drei Grundfarben, in der Fachsprache Primärfarben genannt, kennt vermutlich jeder: Rot, Blau und Gelb. Sie sind die Grundlage für alle anderen Farbtöne, die man sich so zusammenmischen kann. Man ordnet diese drei Farben in die Mitte des Kreises an. Um diese drei Primärfarben staffelt sich der nächste Ring, bestehend aus den drei Sekundärfarben. Das sind die drei Farben, die sich direkt aus den Primärfarben mischen lassen: Grün, Orange und Violett. Das sollte eigentlich jedem bekannt sein (Rot + Blau = Violett, Rot + Gelb = Orange, Blau + Gelb = Grün). Als letzte Stufe in diesem Farbkreis findet man die Tertiärfarben. Sie setzen sich jeweils aus einer Primärfarbe und aus einer Sekundärfarbe zusammen und haben Namen wie Rot-Orange (eine Mischung aus der Primärfarbe Rot und der Sekundärfarbe Orange), Gelb-Grün (bestehend aus der Primärfarbe Gelb und der Sekundärfarbe Grün), Blau-Grün (bestehend aus der Primärfarbe Blau und der Sekundärfarbe Grün), und so weiter, bis man schließlich seine 12 Farbtöne zusammen hat. Aus diesen 12 Tönen lassen sich selbstverständlich weitere anmischen.
Schritt 10
Schritt 11
Noch eine Sache, bevor es losgeht: Schwarz ist absolut Pflicht! Bei Bundstiften kann man aber auf das Weiß verzichten, da es nicht genügend Deckkraft hat, um sich, wie zum Beispiel bei Kreide, gegen andere Farben durchzusetzen. Ihr könnt es aber benutzen um die Farben aufzuhellen und übergänge weicher zu gestalten. Solltet ihr also ein Bundstiftweiß besitzen, legt es euch auf jeden fall mal dazu. Und da fällt mir doch glatt noch was ein. Solltet ihr noch Deckweiß irgendwo bei euch rum fliegen haben (oder sauber verpackt ;P), dann holt das auch mal. Damit könnt ihr später Glanzpunkte ausbessern und Korrekturen vornehmen. Acrylweiß geht natürlich auch (sogar besser).
Schritt 5 Jetzt kommt Farbe ins Spiel
Jetzt, wo wir die Skizze unseres ho-oh’s fertig haben, kann es endlich mit Bundstiften weitergehen. Den Farbkreis sollten wir inzwischen auch wieder alle auf dem Schirm haben und die Bundstifte müssten griffbereit neben uns liegen. Also los geht’s! Als erstes: Wieder her mit der Vorlage. Schaut sie euch genau an und überlegt, wo ihr anfangen würdet. Ich fange meistens immer am Kopf an. Denn wenn der mir misslingt, brauch ich gar nicht erst weiter zu machen. ;) Also packen wir’s an und beginnen mit dem Kopf. Wir sollten mit dem Grundton des Kopfes beginnen: Rot. Also malen wir das ganze sachte (!) mit Rot aus. Später legen wir noch Schichten darüber, sodass es kräftiger wird. Seid lieber vorsichtig beim ersten mal.
Schritt 12
Jetzt nehmt ihr euch einen rot-violetten Ton. Solltet ihr so was nicht haben, mischt ihr vorsichtig etwas (Hell)blau (und Weiß) dazu. Schaut unbedingt auf die Vorlage! Ich kann leider nicht für jeden kleinen Schritt ein Bild machen. Aber wenn ihr genau hinseht, findet ihr diesen Violettton in der Kinngegend von ho-oh (wenn es denn eins hätte xD) und ganz leicht um den schwarzen Ring des Auges. Schaut auch auf die Vorlage und zeichnet vorsichtig die schwarzen Stellen ein.
Sollte euer Rot zu orange sein, mischt etwas von dem Violett auch an anderen Stellen dazu. Das habe ich in meinem Fall getan.
Schritt 13
Ich habe mit meiner weißen Acrylfarbe (mangels Deckweiß) auch schon einige Stellen wieder aufgehellt. Wenn ihr weder Deckweiß noch Acrylfarbe habt, lasst diese Stellen von vornherein weiß! Benutzt, um das Deckweiß oder die Acrylfarbe aufzutragen, den dünnsten Pinsel, den ihr finden könnt. Jetzt beginnen wir mit dem Schnabel und dem Kamm auf dem Kopf. Benutzt hierfür eine einfache Gelbgrundierung. Beachtet auch bitte hier, dass wenn ihr kein Deckweiß habt, dass ihr dann genau auf die Vorlage schauen müsst, wo weiße Stellen sind. Das wäre vor allem vorne am Schnabel.
Schritt 14
Schritt 15
Schritt 16
Schritt 17
Und nun geht es zum Hals. Der erste Streifen davon ist zum größten Teil weiß, zum Rand hin sprüht er aber grüne Funken. Nehmen wir uns also ein helles Grün, es sollte eher in die Blaurichtung gehen, weniger in die Gelbrichtung. Achtet also darauf, das es kein Grasgrün ist, sondern eher ein Grüntürkis. Dann braucht ihr noch einen Ockerfarbton, Gelb und helles Braun tun’s auch. Und natürlich wieder euer Weiß. Tragt die Farben mithilfe der Vorlage auf.
Schritt 18
Schritt 19
Nun geht es mit dem roten Teil des Halses weiter. Grundiert das ganze wie ich es getan habe. Lasst die entsprechenden Stellen weiß und nehmt euch anschließend ein Orange-Rot bzw. Gelb, Schwarz, Violett und Weiß. Mit diesen Farben geht ihr nun über die Rotgrundierung drüber. Lasst euch bitte bei jedem Schritt, wie auch bei diesem, möglichst viel Zeit. Je mehr Zeit ihr investiert, desto ansprechender und schöner ist am Ende das Ergebnis.
Schritt 20
Habt ihr das erledigt, arbeiten wir uns weiter hinunter. Der Körper ist relativ einfach zu malen. Er ist gewohnheitsgemäß weiß, in unserem Fall finden sich hier aber sämtliche Farben wieder, die wir an anderen Stellen für unser ho-oh benutzt haben. Das verleiht dem Ganzen im übrigen einen "runden", abgeschlossenen Eindruck. Ihr fügt sanfte Striche mit einem hellen Gelb auf den weißen Körper und verfeinert das ganze anschließend mit Rot, Orange, ein wenig Schwarz, Weiß, Violett und Hellblau. Weiter unten müsst ihr sogar mit Grau arbeiten.
Schritt 21
Jetzt kommen wir zum schwierigsten Teil: Den Flügeln. Beginnen wir mit dem vom Betrachter aus gesehenen linken Flügel. Legt auch hier, wie in den Schritten zuvor, eine leichte Grundierung mit Rot an. Achtet darauf nicht wild drauf loszumalen, einige Stellen habe ich mit bedacht weiß gelassen! Und achtet auch darauf nur das Rot zu malen, was auch später Rot sein soll. ;) Der Flügel besteht nämlich natürlich nicht nur aus Rot, sondern auch aus einer Weißen und einer Grünen Schicht. Die innere, zum Körper gerichtete Schicht ist die Rote. (Nicht zu übersehen, wenn ihr einen kleinen Blick auf eure Vorlage werft, oder eure Vorskizze beachtet, in der ihr die drei "Schichten" bereits eingezeichnet haben solltet.)
Schritt 22
Das war ja noch nicht sonderlich schwer. ;) Aber jetzt solltet ihr euch auf eine Menge Arbeit einstellen, wenn es wirklich schön und überzeugend werden soll. Ach ja: Keiner zwingt euch das Bild an einem Stück durchzumalen! Macht Pausen. Für die überarbeitung der Flügel bracht ihr Schwarz, Rot, Orange, Violett, Gelb, Weiß, unbedingt euer Deckweiß oder Acrylweiß und Hellblau. Arbeitet euch langsam Stück für Stück vom Körper den Flügel hinauf. Beginnt mit dem Rot stärker auf eure Grundierung zu malen. Das stärker aufgetragene Rot auf dem Blasseren verleiht dem Ganzen eine gewisse Tiefe. ;) Diesen Effekt könnt ihr mit dem Schwarz, dem Gelb und dem Orange verstärken. Benutzt euer Deckweiß um einige Stellen weiß überzumalen. Lasst es trocknen und anschließend könnt ihr mit beispielsweise dem Gelb darüber malen. So könnt ihr es ideal aufhellen.
Schritt 23
Schritt 24
Schritt 25
Schritt 26
Schritt 27
Schritt 28
Schritt 29
Damit ist das schwerste schon fast fertig. ;) Jetzt kommen wir zu den Füßen. Fangen wir mit dem unteren, den vom Betrachter aus gesehenen Linken an. Dazu malt ihr erstmal die groben, schwarzen Schatten. Anschließend fügt ihr noch die Farbe hinzu. Nehmt dazu ein Gelb, bzw. ein Ocker und für eine Kralle ein wenig Blau.
Schritt 30
Schritt 31
Schritt 32
Um ehrlich zu sein fiel mir das folgende am schwersten. Ihr braucht jetzt Orange, Braun, Schwarz. Grau, Gelb und Rot. Ach und Weiß. Das Ganze soll ein wenig wie Feuer aussehen. Arbeitet also mit Kontrasten zwischen Schwarz und Orange-Rot-Braun. Habt ihr das geschafft, fehlt noch ein wenig Blau unter dem Gelb.