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Trainerschule - Einleitung

Die Kunst, Pokémon zu spielen, um zu siegen

Du bist ein tapferer Trainer und hast gegen die Top 4 wahrscheinlich schon so oft gewonnen, dass die Durchmärsche sich wie langweilige Lehrervorträge anfühlen. Du hast das nur gemacht, um deine treuen Pokémon zu trainieren und nachdem du sie so gut gemacht hast, wie es geht, wolltest du mehr. Du hast dich entschieden, gegen deine Freunde zu kämpfen und nachdem du sie konstant niedergewälzt hast (oder niedergewälzt wurdest), begann Pokémon langweilig zu werden.

Aber dieses Spiel hat mehr zu bieten, etwas Größeres als das.

Willkommen in der Welt des strategischen Spielens, die Kunst, Pokémon zu spielen, um zu siegen! In dieser Welt ist das 999 Angriff-Pelipper, das du aus Spaß gecheatet hast, um deine Freunde zu ärgern, nicht erlaubt. Strategisches Spielen erfordert ein Verständnis der Spielmechanik, des Teambaus und Taktiken im Kampf. Es reicht nicht mehr, einfach vier Attacken mit verschiedenen Typen zu benutzen und die zu wählen, die sehr effektiv ist.

Nun, falls wir dein Interesse geweckt haben, willst du vielleicht wissen, was man alles zum strategischen Spiel braucht. Deshalb werden zunächst die grundlegenden Spielmechaniken erklärt und anschließend wird dir gezeigt, wie und wo du in die Gemeinschaft der Strategiespieler, der "Battler", eintauchen kannst.

Grundlegende Spielmechaniken

"Mechanik" ist der Begriff, den wir benutzen, um uns auf die Art und Weise wie Pokémon funktioniert zu beziehen. Bis jetzt hast du es wahrscheinlich geschafft, die meisten detaillierten Spielmechaniken zu ignorieren und trotzdem erfolgreich gegen deine Freunde zu sein. Aber im strategischen Spiel ist die Grenze zwischen Erfolg und Versagen sehr dünn. Du musst auch die detaillierten Funktionsweisen der Spielmechanik kennen und ausnutzen können. Wenn du das nicht tust, kannst du dir sicher sein, dass es dein Gegner auf jeden Fall tun wird.

Um einen Kampf zu gewinnen, musst du alle Pokémon deines Gegners besiegen, bevor er dich besiegt. Aus diesem Grund konzentrieren sich alle Aspekte des strategischen Spiels auf den Schaden - die Fähigkeit Schaden anzurichten, Schaden zu widerstehen und Schaden zu vermeiden. Weil Schaden der Anfang und das Ende allen strategischen Spiels ist, müssen dir die verschiedenen Spielmechaniken bekannt sein, mit denen Schaden beeinflusst werden kann.

Mechaniken der Attacken

Dies sind die Mechaniken, die den Schaden einer bestimmten Attacke im Kampf beeinflussen.

Effektivität der Typen

Du kennst es wahrscheinlich schon aus dem Spielverlauf. Manche Arten von Attacken richten mehr oder weniger Schaden auf manche Arten von Pokémon an. So sind beispelsweise Boden-Attacken gegen Elektro-Pokémon "sehr effektiv" und richten damit doppelten Schaden an. Der Typ eines Pokémon und der Typ der Attacken, die es benutzt, sind die mit Abstand größten Faktoren, die bestimmen können, wie viel Schaden eine Attacke anrichtet oder wie viel ein Pokémon aushält. Die Fähigkeit eines einzelnen Pokémon oder eines Teams, Schaden über eine Vielzahl von Typen auszuteilen oder einzustecken, nennt man "Typenabdeckung" oder im Englischen auch "type coverage". Gute Beispiele an dieser Stelle wären zum Beispiel Attacken-Kombinationen der Typen Eis und Elektro, Geist und Kampf oder auch Drache und Feuer in der offensiven Typenabdeckung oder auch Drache und Stahl in der Defensive.

Physische und spezielle Attacken

Alle Attacken, die Schaden anrichten, sind etweder physisch oder speziell. Physische Attacken benutzen den Angriffs-Wert zur Schadensberechnung, während spezielle Attacken den Spezial Angriffs-Wert benutzen. Die Attacken werden entsprechend ihrer "Ausführung" in physisch und speziell unterteilt. Physische Attacken werden mit dem roten Icon pysisch dargestellt und spezielle Attacken mit dem blauen Icon speziell.

Es ist wichtig, dies im Hinterkopf zu behalten, wenn man sich eine Kombination an Attacken, ein "moveset", ausdenkt. Du gibst so deinem Simsala besser keine Psychoklinge, denn obwohl die Attacke einen Gleicher-Typ-Bonus (einen STAB, same type attack bonus) einheimst, d.h. um die Hälfte verstärkt wird, wird die Attacke aufgrund von Simsalas unterirdischem Angriff kaum Schaden anrichten.

Statusmechaniken

Die Statusmechaniken beeinflussen die Fähigkeit eines Pokémon, Schaden auszuteilen und einzustecken. Mit Statusmechaniken bezieht man sich auf die Mechanik, die hinter den sechs Statuswerten eines Pokémon steckt. Für das Verständnis der Statusmechaniken sind die folgenden drei Begriffe von besonderer Wichtigkeit.

Wesen

Jedes Pokémon kann eins von 25 verschiedenen Wesen haben. Die meisten Wesen erhöhen einen Status um 10% und senken dafür einen anderen um 10%, KP ausgenommen. Im strategischen Spiel hat jedes Pokémon in der Regel ein oder zwei bevorzugte Wesen, abhängig von seinen Attacken. Ein Pokémon, das zum Beispiel nur physische Attacken beherrscht, würde am meisten von einem "harten" Wesen profitieren, welches den Angriff um 10% erhöht und den nicht benötigten Spezial-Angriff um 10% senkt. Es gibt 5 Wesen, die keinen Effekt auf die Statuswerte haben. Diese sind "robust", "sanft", "ernst", "zaghaft" und "kauzig". Diese Wesen sollten nie benutzt werden im strategischen Spiel, da sie keinen Vorteil bieten. Wenn man alle Statuswerte braucht, senkt man am besten immer den niedrigsten, weil man so weniger absoluten Verlust hat. Eine Wesensliste kann hier gefunden werden.

Determinant Values (DVs, bestimmende Werte)

Die Determinant Values, auch Individual Values (IVs, individuelle Werte) genannt, sind sozusagen die Statuswerte mit denen die Pokémon zur Welt kommen. Sie können auch bei zwei Pokémon der gleichen Art unterschiedlich sein (deshalb der Name "individuelle Werte") und entscheiden darüber, ob es sich lohnt das Pokémon zu trainieren (deshalb der Name "bestimmende Werte").

Effort Values (EVs, Fleißpunkte)

Effort Values bezeichnen zusätzliche Statuspunkte, die einem Pokémon durch gezieltes Training auf einen Status antrainiert werden können.

Das strategische Spiel basiert auf der Annahme, dass alle Spieler (nahezu) perfekte Pokémon besitzen. Analog zu Leistungssportarten, in denen die Athleten immer mit dem besten Material antreten, nimmt das strategische Spiel an, dass du Zugang zu perfekten Pokémon hast. Das ist zunächst schwer zu verstehen, wenn du bis jetzt nur im Spielverlauf gespielt hast, aber es ist wichtig zu wissen, dass du mit deinem Level 78 Groudon aus Omega Rubin wahrscheinlich nicht weit kommen wirst. Im strategischen Spiel benutzen alle Spieler ausschließlich Pokémon die auf Level 50 abgestuft werden. Diese Pokémon sind nahezu perfekt EV-trainiert, besitzen perfekte DVs und die besten Attacken. Deshalb ist es ein absolutes Muss, die Mechaniken hinter den EVs und DVs durchschaut zu haben.

Was man erwarten sollte

Das strategische Spiel ist ganz anders als das, was die meisten neuen Spieler gewöhnt sind. Man spielt gegen menschliche Gegner, die detaillierte Spielmechaniken zu ihren Gunsten nutzen. Besser zu sein als solche Gegner, ist etwas ganz anderes, als besser zu sein als ein Nintendo 3DS. Darum gibt es ein paar Schlüsselpunkte im strategischen Spiel, die du unbedingt wissen solltest.

Das erste, was man wissen sollte, ist, dass die Leute spielen, um zu gewinnen. Auch wenn es gereicht hat, in den Spielen selber Pokémon zu benutzen weil sie cool, süß oder deine Favoriten sind, im strategischen Spiel ist genau das meistens der schnellste Weg zur Niederlage. Deine Gegner werden die Pokémon benutzen, die ihnen die besten Chancen zu gewinnen geben und um wirklich mithalten zu können, solltest du dasselbe tun. Das schließt natürlich nicht vollkommen aus, dass du nicht trotzdem deine Lieblinge benutzen kannst, aber daran solltest du dich erst als fortgeschrittener Spieler versuchen.

Einer der überraschendsten Aspekte für neue Spieler ist die Idee des Auswechselns von Pokémon. Dein Gegner wird nicht länger ein Pokémon im Spiel lassen bis es besiegt ist; er kann und wird einen Vorteil aus der Möglichkeit ziehen, sein Pokémon auszuwechseln und eins einzuwechseln, was gegen dein Pokémon vorteilhaft ist. Sei ausserdem nicht überrascht, wenn dein Gegner den Wechsel voraussieht und dich mit einer sehr effektiven Attacke trifft, die meisten Spieler werden versuchen, Vorteile aus allzu offensichtlichen Manövern ziehen.

Der Einfluss von Glück in Pokémon ist eine unbequeme Überraschung für viele neue Spieler und zuweilen auch für fortgeschrittene Spieler. Zwischen Volltreffern, der Wahrscheinlichkeit von Nebeneffekten wie Verbrennung oder Zurückschrecken und Attacken mit nicht perfekter Trefferquote lautert überall das Potential für glückliche oder unglückliche Siege oder Niederlagen. Schließlich sollte jeder akzeptieren, dass obwohl Siegen wichtig ist, jeder Sieg für sich gesehen bedeutungslos ist. Wie in der Fussball-Bundesliga kann jede Mannschaft in jedem Ligaspiel gegen eine andere, in der Tabelle über ihr platzierte und somit eigentlich bessere Mannschaft gewinnen; was viel wichtiger ist, ist auf die lange Sicht erfolgreich zu sein. Der beste Spieler der Welt kann immer noch verlieren, sogar gegen Neulinge, aber er wird wahrscheinlich dazu in der Lage sein, deutlich mehr Siege als Niederlagen einzufahren.

Nachdem du nun einen groben Überblick über das strategische Spielen hast, erwarten dich sieben Lektionen, die dich Schritt für Schritt in unsere Welt, die Welt der "Battler", einführen. Am Ende jeder Lektion findest du einige Aufgaben als Selbsttest, ob du den Inhalt der Lektion auch wirklich verstanden hast. Versuche diese Aufgaben selbst zu lösen!