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Bisafans Adventskalender 2024: 23. Türchen

Diamantenstaub in Sandgemme

Kleine Inhaltsangabe:

Der junge Platan befindet sich bei Professor Eibe in der Ausbildung und will eines Tages selbst Pokémon erforschen. Deswegen lebt er schon seit einer Weile in Sinnoh, genauer gesagt in Sandgemme, wo wieder der Winter eingekehrt ist

Cynthia ist ebenfalls eine Schülerin von Professor Eibe und begleitet Platan an einem freien Tag nach draußen, um mit ihm zusammen diese kalte Jahreszeit zu genießen. Obwohl er die Kälte überhaupt nicht verträgt, genießt er die Seele des Winters sehr.









Ein leises, nahezu zärtliches Niesen mischte sich kaum hörbar zwischen das Knirschen des Schnees unter ihren Stiefeln.

Mit einem amüsierten Schmunzeln wandte Cynthia sich ihm zu. „Gesundheit.“

„Danke“, murmelte Platan fröstelnd. „Es ist doch kälter, als ich dachte ...“

„Dabei haben wir das Labor gerade erst verlassen“, merkte sie an. „Ich verstehe auch immer noch nicht, warum du unbedingt nach draußen wolltest. Professor Eibe sagt, du bist ein zartes Pflänzchen. Du hasst Kälte doch.“

Dabei waren sie beide eigentlich dick genug angezogen, Cynthia wie üblich gänzlich in schwarz. Dieses Jahr war die Kälte besonders erbarmungslos, wie es schien.

Platan zog seinen flauschigen Schal höher ins Gesicht. „Schon, aber mir gefällt es, wie der Schnee in der Sonne glitzert und funkelt! Als würde eine seidige Schicht aus Diamantenstaub über Sandgemme liegen, um es für den Winter schick zu machen~.“

Über diese poetische Beschreibung musste Cynthia herzlich lachen. „Das ist mal wieder typisch für dich. Ich hab angenommen, du würdest den Winter lieber nur beim Kotatsu verbringen und heimlich zu viel Kaffee trinken, wenn wir nicht aufpassen.“

Darauf lächelte Platan unschuldig. „Das kann ich hinterher machen, um mich wieder aufzuwärmen.“

Ihm gefiel es wirklich nicht, wenn die Kälte sich in seiner Brust festsetzte und seinen Körper steif machte. Schon ein einziger Blick auf die verschneite Stadt sorgte jedoch für ein warmes Gefühl in seinem Inneren, wodurch es nur noch halb so schlimm war. Zumindest im Moment.

Cynthias Kaumalat stolperte die ganze Zeit fröhlich um sie herum durch den Schnee, den die Kleine teilweise sogar aß, indem sie dabei ihr Maul noch weiter aufriss als sonst. Nicht weit entfernt bauten andere Kinder zusammen mit ihren Pokémon einen Schneemann. Das eifrige Bidiza nagte aus Holz die Arme sowie die Nase zurecht und ein Sheinux suchte nach passenden Steinen für die Knöpfe, wofür es an verschiedenen Stellen graben musste. Alle sahen dabei aus, als hätten sie eine Menge Spaß, trotz der Kälte.

Auch die anderen Leute, die in Sandgemme unterwegs waren, wirkten gut gelaunt. Munter unterhielten sie sich über ihre Pläne für das Weihnachtsfest oder beobachteten zufrieden die Pokémon beim Spielen im Schnee. Gerade weil der Winter so kalt und ungemütlich war, bemerkte Platan umso mehr wie lebhaft es dennoch war. Wie Menschen und Pokémon von innen heraus strahlten, berührt von der Festtagsstimmung. Obendrein das hübsche Weiß, das die Umgebung in ein geheimnisvolles Wunderland verwandelte.

Wie könnte Platan da den ganzen Tag nur im Labor verbringen wollen?

Wer weiß, was für Entdeckungen sie hinter dem nächsten Schneegestöber entdecken könnten?

„Platan!“, stieß Cynthia auf einmal aufgeregt aus und riss ihn dadurch aus seinen Gedanken. „Sieh dir das an!“

Neugierig lenkte Platan den Blick wieder zu ihr und bemerkte, dass sie mit leuchtenden Augen nach oben sah. Schnell bemerkte er, warum.

Überwältigt sog er die Luft ein, auch seine Augen begannen zu leuchten. „Es tanzt noch mehr Diamantenstaub vom Himmel!“

„Und ich dachte, es wäre Schnee“, meinte Cynthia grinsend.

Elegant schwebten die dicken Flocken zu ihnen hinab, die ersten verfingen sich in ihren blonden Haaren und sahen aus wie dekorative Perlen. Derweil sprang Kaumalat begeistert in die Luft und schnappte verspielt nach den weißen Schönheiten. Der Bau des Schneemanns wurde unterbrochen, weil auch die beiden Kinder und ihre Pokémon sich über den weiteren Schnee freuten.

„Dieses Jahr meint Arceus es gut mit uns~“, betonte Platan dankbar.

Kopfschüttelnd griff Cynthia nach seiner Hand. „Ich glaube nicht, dass Arceus etwas mit dem Schnee zu tun hat. Wir können aber später mal Professor Eibe fragen. Bewegen wir uns jetzt lieber, damit du nicht festfrierst.“

„Oh ja, gute Idee“, stimmte Platan zu.

Nach diesen Worten zog Cynthia ihn sogleich vorsichtig mit sich. „Wollen wir nachsehen, ob das Meer eingefroren ist? Vielleicht erscheint uns ein Absol!“

„Aber Absol zeigt sich doch vor einer Katastrophe“, erinnerte Platan sie. „Um die Menschen zu warnen.“

„Dann eben ein Frosdedje. Oder ein Firnontor. Hey, du kennst doch bestimmt mindestens eine Geschichte über Eis-Pokémon, die das Meer eingefroren haben, um irgendwo anders hinreisen zu können.“ Erwartungsvoll sah Cynthia ihn an. „Du liest ja dauernd so viele Geschichten.“

Dem konnte er nicht widersprechen. Kein Kind verbrachte wohl gerne derart viel Zeit in der Bibliothek in Fleetburg wie er. In seinen Augen war das eine riesige Schatzkammer voller Juwelen. Und in jedem Juwel wartete eine eigene Welt darauf gesehen zu werden.

Nachdenklich legte Platan seine freie Hand an sein Kinn. „... Also, mit einem Meer, das zu Eis erstarrt, kann ich nicht dienen. Dafür könnte ich dir eine Geschichte darüber erzählen, wie das allererste Schneegestöber entstand.“

Kaumalat folgte ihnen Richtung Meer, nach wie vor damit beschäftigt die Schneeflocken mit dem Maul einzufangen. Ein eisiger Wind kam ihnen bald entgegen. Eventuell war es nicht die beste Entscheidung zum Strand zu gehen, aber nun wollte Platan auch wissen wie es dort gerade aussah.

„Wirklich?“ Cynthia nickte lebhaft. „Klingt gut! Erzähl sie mir, das hält dich zusätzlich warm.“

Erstaunlich, dass die Kälte ihr überhaupt nichts auszumachen schien. Ihre Wange waren noch nicht mal gerötet. Seine eigenen fühlten sich inzwischen eisig an, trotz des Schals. Professor Eibe hatte recht, Platan war wie ein Pflanzen-Pokémon, auf das Eis sehr effektiv wirkte.

„In Ordnung~.“

Enthusiastisch atmete Platan tief ein … nur um dann vor Schreck zu husten, da die Luft so kalt war.

Behutsam klopfte Cynthia ihm auf den Rücken. „Schön langsam~. Wir haben Zeit.“

„Ja, ich bemühe mich.“ Noch einmal atmete Platan ein, diesmal ruhiger. „Es gab einmal ein Kramurx, das durch einen Zufall einen gigantischen Diamanten mitten auf einer Lichtung im Wald fand, in dem es lebte. Bei diesem Diamanten handelte es sich in Wahrheit um einen Eisblock.“

So erzählte er Cynthia davon, wie das Kramurx verzweifelt nach etwas gesucht hatte, um den kranken Anführer seines Schwarms, ein Kramshef, aufzumuntern. Allerdings war der Eisblock zu schwer, weshalb es versuchen wollte ihn zu verkleinern. Entschlossen hackte es mit dem Schnabel auf den vermeintlichen Diamanten ein.

Äußerst ausdauernd versuchte Kramurx das Geschenk für Kramshef handlicher zu machen, wodurch sich mehr und mehr weiße Flocken auf der Lichtung sammelten. Das erste Schneegestöber, in dem der Wunsch des Kramurx lebte, Kramshef zu helfen. Darum steckte jede Flocke voller Hoffnung, einer schöner und reiner als die andere. Alleine dieser Anblick rührte den Anführer des Waldes, ein geheimnisvolles Wesen, so sehr, dass es mit seinen Kräften das Kramshef am Ende heilte.

Während Platan das alles erzählte, hörte Cynthia ihm aufmerksam zu, verzaubert von der Magie der Geschichte.

Noch etwas, für das Platan den Winter zu schätzen wusste.

Nur zu dieser Jahreszeit waren die Herzen von Menschen und Pokémon offener für die magischen Dinge im Leben. Ließen sich eher berühren und somit entstand eine Verbundenheit, die Platan manchmal in den anderen Monaten vermisste. Aber nur, weil der Winter ein kleiner Teil des Jahres war, besaß er überhaupt erst diese einzigartige Idee.

… Trotzdem musste Platan zugeben, am besten verbrachte man diese Zeit doch gemütlich zu Hause, mit einem heißen Getränk. So wie Cynthia gesagt hatte. Also freute er sich schon darauf, später ins Labor zurückzukehren, obwohl es seine Idee gewesen war rauszugehen. Dafür verstand Cynthia nun, wieso Platan den Schnee als Diamantenstaub bezeichnete.